Leb wohl, Schmetterling
Art: Theaterstück von Dominique Caillat.
Handlung:
Sudetenland 1942. Eine jüdische Familie und ihr Freundeskreis erleben ihren letzten Tag als „freie“ Menschen, und werden dann gemeinsam nach Theresienstadt deportiert. Eine Geschichte des Willens zum Leben, zur Liebe und der Suche nach Schönheit, dem unausweichlichen Schicksal zum Trotz. Eine frei erfundene Handlung, basierend auf Berichten, Zeugnissen, und Dokumenten über das Leben im KZ Theresienstadt. Originalgedichte, Lieder und Instrumentalmusik aus den Lagern.
Besetzung: 23 Darsteller.
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten.
Musik:
Tonband mit Musik aus dem KZ Theresienstadt.
Zielpublikum: Jugendliche ab 12 und Erwachsene.
Entstehung:
Leb wohl, Schmetterling entstand aus dem Wunsch einer Mehrzahl der Jugendlichen aus dem Ensemble des „Theater in der Vorburg“, ein Stück über Judenverfolgung im Dritten Reich aufzuführen. Sie hatten sich mit dem Thema in der Schule intensiv auseinandergesetzt, waren schockiert und hofften, ihren Gefühle auf der Bühne einen Ausdruck geben zu können. Dominique Caillat wählte für ihr Stück das Motiv Theresienstadt, weil es unter anderem eine Sammelstelle für Kinder war und wegen des kulturellen Phänomens, das in Theresienstadt entsprang. Sie recherchierte monatelang, reiste mehrmals nach Tschechien, um die Gedenkstätte zu besichtigen und mit Zeitzeugen zu reden. Darauf folgte eine intensive Probezeit mit den jungen Darstellern.
Aufführungen:
1998 - 2000 Tournee: Leb wohl, Schmetterling hatte am 22. November 1997 in der Regie von Dominique Caillat Premiere und war ein außergewöhnlicher Erfolg. Die Produktion war an vielen Spielstätten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 1998 zu sehen, nahm an den Burgfestspielen Mayen teil und ist Gewinner des Kinder- und Jugendkulturpreises Rheinland-Pfalz von 1998. Leb wohl, Schmetterling wurde im Herbst 1998 nach Tschechien (Prag, Theresienstadt) und Israel (Tel Aviv, Jerusalem, Haifa) eingeladen und anschließend im Haus der Geschichte in Bonn aufgeführt. Zuletzt trat das Ensemble auf Einladung des Deutschen Bundestages aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus im alten Bundestag (Wasserwerk) auf. Mit einer teils erneuerten Besetzung fuhr das Ensemble nochmals nach Tschechien auf Einladung des „Nine Gates International Festival of Jewish Culture“, mit Auftritten in Prag neben namhaften Ensembles der Welt.
Hintergrund:
Die Handlung spielt in Theresienstadt während des zweiten Weltkriegs, als die ganze Stadt zu einem einzigen großen Gefängnis für Juden wurde. Theresienstadt, das als Vorzeigelager eine traurige Berühmtheit erlangte, war u.a. eine Sammelstelle für Alten- und Kindertransporte. In all dem Lagerelend und trotz der Angst vor dem Abtransport ins Ungewisse (nach Auschwitz, wie sich herausstellte), gab es unter den Häftlingen eine Explosion von Kreativität: Durch Dichten, Musizieren und Malen versuchten sie, ihren menschlichen Verstand und ihre Würde zu bewahren. Die jüdische „Selbstverwaltung“ bemühte sich ihrerseits, die Ghettokinder zu gebildeten Menschen zu erziehen. Leb wohl, Schmetterling erzählt von diesem tief berührenden und bemerkenswerten Beispiel des geistigen Widerstands von Menschen in tiefster Not. Theresienstadt 1942-1945 ist der Aufruf zur Erkenntnis, dass Kultur und Bildung zum Kern der menschlichen Identität gehören.
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Kritiken:
„Dominique Caillat: Heroine der Bühnenpädagogik... Präzise, energisch und hartnäckig... Spielen, bis die Luft ausgeht.“
(die ZEIT no.15/98)
„Ein gut geschriebenes und dramaturgisch exzellentes Theaterstück... Es ist ein Schauspiel und gleichzeitig Geschichtsvermittlung wie sie einmalig und vorbildlich sein dürfte... Die handwerklichen Mittel des Theaters sind perfekt eingesetzt... [Die Darsteller] spielen wie es nur Kinder können, unbelastet, mit der Naivität der Unwissenden und gerade deshalb so natürlich und direkt, dass die Wirkung ungeheuer ist.“
(S2 Kultur Aktuell)
„Leb wohl, Schmetterling - eine grosse Leistung der Mitwirkenden - für den Zuschauer ein tiefes Erlebnis... Ausserordentlich poetische Momente... Die humoristischen Unterbrechungen sind nie platt lustig, sondern als Aufschrei nach Lebensfreude und Überlebenswillen immer auch erschütternd.“
(SWF 4 Blickpunkt)
„Ein bedrückendes Lehrstück, das an die deutschen Verbrechen erinnert, indem es von der Lebenslust der Todgeweihten erzählt... Mitten im Lagerelend: Bildung, Musik, Theater, Spiel und eine große tragische Liebe... Die Enkel stellen sich auf diese Weise mit einer Intensität der Vergangenheit, wie man es nach dem Krieg von manchem Deutschen vergeblich erwartete.“
(Rheinzeitung Feuilleton)
„Mit enormer Ausdruckskraft und darstellerischer Dichte gelingt es den jungen Schauspielern, die Atmosphäre des Ghettos, das ständige Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Lebensmut und Selbstaufgabe, lebendig werden zu lassen... Dominique Caillat bringt die sensible Materie einfühlsam und dennoch eindringlich auf die Bühne, ohne dabei ins Triviale abzugleiten. Mit Bravour meistern die jugendlichen Darsteller die Gradwanderung zwischen emotionalem Spiel auf der einen und übertriebener Sentimentalität auf der anderen Seite - offensichtlich dank intensiver Vorbereitung und Auseinandersetzung mit dem Hintergrund des Stücks... Anerkennung für die brillante schauspielerische Leistung, aber auch Genugtuung über eine neue, eine andere Generation junger Deutscher.“
(Israel Nachrichten)
„Das Stück fand ich sehr, sehr gut. Es ist kaum zu glauben, weil es ein sehr schweres Thema ist. Ich habe schon einige Stücke über dieses Thema gesehen aber ich finde keines war so gut wie dieses... Gerade in dieser Interpretation von Kindern bekommt es ganz andere Dimensionen.“
(Radio Prag: Interview von Eva Herrmannová, frühere Intendantin des Prager Nationaltheaters)
„Eine beklemmende und berauschende, nüchterne und lebendige, traurige und mitreißende Geschichte aus dem ‘Kultur-Ghetto’ Theresienstadt, von den Kindern und Jugendlichen in professioneller und emotioneller Art auf die Bühne gebracht.“
(Kulturinfo Koblenz)
„Beeindruckende Theateraufführung... Ein ganz besonderes Theaterstück...Unglaublicher Spielintensität... Von den jungen und jugendlichen Schauspielern ging eine Faszination aus, wie sie selten heutzutage zu erleben ist... Leb wohl, Schmetterling ist Vergangenheitsbewältigung und das Weitertragen des kulturellen Vermächtnisses der Opfer des Nationalsozialismus in einem. Wurde der Film Schindlers Liste für Schulklassen empfohlen, so sollte Leb wohl, Schmetterling zur Pflichtstunde werden.“
(Regionalpresse Koblenz, Mayen, Andernach, Bendorf)
„Es ist eine Sache für das Fernsehen. Es ist von Jugendlichen gespielt aber wirklich so überzeugend, dass man überhaupt nicht bezweifeln kann, dass es nicht wahr ist. Meiner Ansicht nach muss man bewundern, wo Dominique Caillat die Kenntnisse hernimmt es so herzustellen, wie es vorgestellt wurde. Jede Zeile, jedes Wort ist wahr. Es waren solche Zeiten.“
(Jan Jecha, ein Zeitzeuge, in "Lieder, Leute, Landschaften", SWF4)
„Es drängt mich, Ihnen zu sagen, wie tief mich die Aufführung Leb wohl, Schmetterling berührt hat. Ich sah mich zurückversetzt in die Jahre des Schreckens, der Not und der Angst vor dem nächsten Tag. Ihre Aufführung hat das so einfühlsam, so wissend um das Wesentliche dargestellt und die Mitwirkenden, von Ihnen so behutsam geführt, gaben ihr Bestes. Ihnen allen möchte ich aus tiefster Seele Dank sagen für dieses starke Erlebnis.“
(U. Geibel, Zeitzeugin)
„Alle anwesenden Zeitzeugen, die schon so viele Versuche gesehen haben, die Vergangenheit künstlerisch zu verarbeiten, sind sich einig, dass Leb wohl, Schmetterling zu den allerbesten gehört. Wir wollen Möglichkeiten finden, um dieses wunderbare Kinderensemble in die Tschechische Republik zu bringen.“
(Zeitzeuginnen: Anna Lorencová, Eva Herrmannová, Olga Hošková, Anna Hyndráková)
„Herausragende Produktion... Beeindruckendes Schauspiel, mit unglaublicher Intensität von den Kindern und Jugendlichen aufgeführt... Die Jury wurde überzeugt durch die umfassende Auseinandersetzung mit der Thematik, die spannende und anrührende, niemals oberflächliche oder überzeichnete Inszenierung sowie die überzeugende darstellerische Leistung... Leb wohl, Schmetterling sollte nicht beschrieben, es muss gesehen werden... Mit großer Bewunderung und Respekt überreichen wir dem Theater in der Vorburg, vertreten durch die Autorin und Regisseurin Dominique Caillat, den Hauptpreis des Wettbewerbes Kinder- und Jugendkulturpreis Rheinland-Pfalz 1998.“
(Dr. Rose Götte, Rh.-Pf. Ministerin für Kultur, Jugend, Familie und Frauen, aus der „Begründung der Jury“, 7. Sept. 1998)
„Ich war begeistert von der Aufführung und auch von der Tatsache, wie sehr sich junge deutsche Schüler in das Thema eingearbeitet haben, und es geschafft haben dem Publikum ein Stück der Wirklichkeit des damaligen Schreckens zu vermitteln. Die kreative Regieführung des sensiblen Stückes hat mich darüber hinaus sehr beeindruckt... Sowohl die Aufführung wie auch der Inhalt des Stückes sind ein großes intellektuelles und emotionales Erlebnis.“
(Avi Primor, Botschafter von Israel in Deutschland)
„Im Namen der Stadt Tel Aviv möchte ich mich für Ihre Aufführung von "Leb wohl, Schmetterling" bedanken. Die talentierten jungen Schauspieler waren in jeder Weise wunderbar und haben das Publikum mit ihrer hervorragenden Darstellung eines so sensiblen Themas tief beeindruckt.“
(Nathan Wolloch, Stellvertretender Oberbügermeister von Tel Aviv)
„Ausgezeichnete Aufführung“... (Theresienstadt Initiative) „Die kreative und exemplarische Thematisierung des erschütternden Schicksals inhaftierter Kinder erscheint hierbei in hohem Maße gelungen“.
(Hans-Krása Stiftung, Kulturstiftung Theresienstadt)
„Sie haben Unglaubliches zustande gebracht... Ich bewundere sehr, mit welcher Sicherheit Sie die Klippen der Klischees umschifft haben. Es könnte zu krass dargestellt sein (der Versuch das Grauen selbst "realistisch" auf die Bühne zu bringen, der bei dieser Dimension immer zum Scheitern verurteilt ist) oder zu oberflächlich übersetzt auf unsere (saturierten) Tage, oder zu tragisch (was dann eine artifizielle Note hereinbringt) oder zu sentimental (was dann billig wird) oder... Ein ganz gefährliches Unterfangen! Das Stück ist spannend, man ist keinen Augenblick gelangweilt, es ist anrührend, persönlich, sogar Charme hat es, der die Liebenswürdigkeit Ihrer Figuren erhöht und die Traurigkeit die man empfindet noch viel grösser macht... Es ist wunderbar, was da entsteht und ich bin Ihnen allen dankbar, dass ich das miterleben durfte.“
(A. Wiegand, Zuschauerin, München)
„Dieses Stück muss weiterleben, es darf nicht wieder verloren gehen... Seine Botschaft ist in einer Sprache abgefaßt, die offensichtlich alle Zuhörer gleichermaßen wirklich erreicht hat: Jung und Alt, selbst Betroffene und nur aus der Erzählung Wissende oder Lernende, den einfachen Mann und den Gelehrten, einfach jeden. Ich habe bei Schülern und Eltern noch nie eine solche Reaktion erlebt: Immer wieder wurde ich angerufen oder angesprochen, wie dankbar man gewesen sei für die Gelegenheit, ‘Leb wohl, Schmetterling’ im Haus der Geschichte miterleben zu dürfen.“
(M. Pfeiffer, Zuschauerin, Bonn)
„Ergreifend... Nach der Aufführung habe ich das Theater zutiefst beeindruckt verlassen... Dass man in einem Stück, welches in einem KZ spielt, auch mal lächeln oder sogar lachen konnte, war wirklich einmalig. Es war ein großes Ereignis und ich möchte Ihnen und den jungen Schauspielern danken für diesen Abend.“
(M. Schait, Zuschauerin, Tel Aviv)
„Lassen Sie mich noch einmal meine Bewunderung für Thematik und Gestaltung von Leb wohl, Schmetterling aussprechen. Zu welchem Ernst und zur welcher Disziplin in der Darstellung der Zivilisationskatastrophe unseres Jahrhunderts Sie die Kinder und Jugendlichen führen konnten, das nötigt uns unendlich Respekt ab, und so ist es wohl bei allen Zuschauern angekommen. Eigentlich müßte diese Lektion in Sachen Humanität in Ihrer hohen Ästhetik viele, viele erreichen.“
(H. Eschweiler, Zuschauer, Andernach)